Callroom-Music – Kabinenmusik
Unser Lied… wer kennt das nicht? Da hört man die Melodie und sofort sind die Emotionen von früher wieder da… Erstaunlich, wie unser Gedächtnis, auch das für Gefühle funktioniert? Tatsächlich haben wir unterschiedliche Gedächtnisinhalte, die unterschiedlich abgespeichert werden. Und manche sitzen offensichtlich sehr fest… so wie „unser Lied“…
Und bevor ich mich hier selbst in schönen Erinnerungen verliere, erkläre ich lieber, wie das funktioniert, und wie wir das ganz bewusst nutzen können, um unsere Leistungsfähigkeit zu optimieren!
Unser Gedächtnis speichert alles sehr gut ab, dem wir irgendeine Emotion beimessen. Das funktioniert bei guten, aber leider auch bei den schlechten Emotionen. Wenn ich emotional betroffen bin, kann ich mir Dinge einfach leichter merken. Warum? Emotionen entstehen im limbischen System. Das ist ein Teil des Gehirns, der sehr eng mit dem Teil verknüpft ist, der auch für Gedächtnisfunktionen verantwortlich ist, dem Hippocampus. The hip hop, the hippie to the hippie…
Aber genug der funktionellen Hirnanatomie.
Warum kann man sich Emotionen mit Melodien nun aber so gut merken. Das Lernprinzip, dass dahintersteckt oder dafür verantwortlich ist, nennt man klassisches Konditionieren. Der ein oder andere hat bestimmt schon einmal von Pawlow und seinen speichelnden Hunden gehört.
Beim Klassischen Konditionieren geht es um das zeitliche Verknüpfen zweier Reize. Davon ist einer ein Reiz, der natürlicherweise zu einer Reaktion führt (wenn ich meinen Freund sehe, habe ich Kribbeln im Bauch). Der andere Reiz ist erst einmal neutral und löst keine Emotionen aus (z.B. ein Lied oder auch ein Geruch, Parfum oder so). Dann höre ich, wenn ich mit meinem Freund ein schönes Erlebnis habe, ein Lied. Dann reicht es aus, dass ich dieses Lied höre, um die Reaktionen in meinem Körper hervorzurufen, die sonst nur mein Freund in mir hervorruft. Das kennt jeder von Trainingslagern o.ä. Die Musik, die man dort immer gehört hat, verbindet man unweigerlich mit den Erlebnissen der Reise. Oder schnuppert doch mal im Winter an Eurer Sonnenmilch… sofort denkt man an Strand und Urlaub.
Aber zurück zum Sport. Wenn nun also Emotionen auch über Musik konditioniert werden, warum sollte man das dann nicht positiv nutzen???
In der Sportpsychologie unterscheidet man zwischen Aktivierungs- und Motivierungsmusik.
Aktivierungsmusik sind Songs mit einem schnellen Beat, 140 bpm (beats per minute), so etwas wie „Firestarter“ von The Prodigy. Das ist Musik bzw. das ist ein Beat, der uns aktiviert. Achtung, hier kommt wieder ein bisschen funktionelle Hirnanatomie! Schnelle Rhythmen erreichen uns über das ARAS, das aufsteigende retikuläre Aktivierungssystem! Durch das Ohr gelangt der Beat dorthin, und dann wird dem Gehirn gemeldet, dass wir wach und angeregt sind. Kurz formuliert: je schneller, desto wacher!
Genauso beruhigt uns langsamere Musik. Wird übrigens auch in Geschäften genutzt, wo bestimmte Musik unser Kaufverhalten beeinflussen soll. Oder in den Boardingzonen im
Flughafen oder in Aufzügen, wo uns bestimmte Musik beruhigen soll.
Vor einem Wettkampf oder Start sollte man also immer schnelle Musik hören, um sehr wach und reaktionsschnell zu sein. Es sei denn, man ist zu nervös, dann könnte einen die Musik noch rappeliger machen.
Wenn es darum geht, sich über einen längeren Zeitraum zu motivieren, können auch eher tragende Hymnen, wie „One moment in time“, „Eye of the tiger“ oder „Rise up“ genutzt werden. Das nennen Psychologen dann Motivierungsmusik. Boxer nutzen solche Melodien gerne auch als Einlaufmusik.
Wenn jetzt solche Melodien dann noch an positive Emotionen verknüpft sind, lösen sie auch noch Gefühle aus bzw. rufen diese wieder hervor! Wenn Ihr also bei jedem Erfolg immer eine bestimmte Melodie hört, dann reicht irgendwann die Melodie aus, um die Erfolgsgefühle wieder bei Euch hervorzurufen. Die Melodie wurde konditioniert.
Ihr könnt z.B. auch Bilder von tollen Erfolgen zu einem Film zusammenstellen und mit einer Melodie unterlegen. Wenn Ihr das oft genug anschaut, reicht die Melodie, um irgendwann die Emotionen ohne die Bilder hervorzurufen.
Also, man kann Musik prima zur Emotionsregulation nutzen, d.h. um sich anzuregen oder zu entspannen, um in den optimalen Zustand zu gelangen. Und man kann Musik nutzen, um Erinnerungen hervorzurufen. Und da es immer an persönliche Erlebnisse gekoppelt ist, erklärt sich von selbst, dass man die perfekten Songs und Melodien nicht von außen vorgeben kann.
Wir haben aber in den spotify-playlists ein paar Anregungen gegeben. Wichtig ist, dass die Musik bei Euch etwas auslöst und die gewünschten Emotionen und Erregungszustände hervorruft! Dann passt eben auch Helene Fischer.
Und die hier? Gut gewählt?
Na, was ist Euer Lied???
Und warum „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer“ als Hymne für die Fußball-Nationalmannschaft zur WM ungeeignet war, schreibe ich beim nächsten Mal.