Ich weiß, was ich will…
Eure Franka
In einem letzten Beitrag habe ich Euch schon über die Macht positiver Formulierungen informiert. Aber wie verhält es sich jetzt mit unseren Zielbildern? Sind diese vielleicht auch manchmal zu negativ gefärbt? Und wie schaffe ich es, dass mein Gehirn auch weiß, was es tun muss, um das Ziel zu erreichen?
Erinnert Euch an „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer…“! Das ist nicht nur negativ formuliert, das ist auch noch ein negatives Zielbild. Und so herrlich konkret ist es auch. Das Gehirn hört und denkt: „Super, es soll steinig und schwer werden. Das bekomme ich hin!“ Und schon haben wir den Salat.
Ihr kennt bestimmt auch Freunde oder Bekannte, die abnehmen wollen. Und um sich vor dem Griff in den Kühlschrank zu bewahren, hängen sie ein Bild aus den schlechtesten Zeiten an den Kühlschrank. Das Gehirn sieht dieses Bild und denkt sich: „Super, so möchtest Du aussehen? Prima, dann habe ich eine Vorstellung. Das bekommen wir hin!“ Und man wundert sich, dass man nicht abnimmt.
Mit unseren Gedanken und Bildern programmieren wir unser Gehirn und in der Folge unsere Handlungen. Unser Gehirn reagiert auf Vorstellungsbilder und auf solche, fast ja schon suggestiven Gedanken.
Schon Walt Disney sagte: „If you can dream it, you can do it!” Eine super Aussage! Was dahinter steckt ist, dass ich etwas erreichen kann, wenn ich es mir vorstellen kann.
Leider auch das Negative.
Jennifer Oeser holte 2009 die Silbermedaille im Siebenkampf. Sie war auf Gold-Kurs. Dann kam der abschließende 800-Meter-Lauf, den sie nur noch locker ins Ziel hätte bringen müssen. Was passierte? Sie stürzte nach knapp 350 Meter. In einem Interview sagte sie hinterher: „Ich habe vorher gesagt, mich kann nur noch ein Sturz stoppen. Und schwups – da lag ich.“ (Frankfurter Rundschau, 17.08.2009, „Gefallen und wieder aufgestanden“). Sie war wieder aufgestanden und hat es noch zu Silber gebracht. Ein wahnsinniger Wille – aber dazu in einer anderen Kolumne.
Schauen wir uns noch einmal den Satz von Jennifer an: „Mich kann nur noch ein Sturz stoppen.“ Für unser Gehirn ist das leider eine konkrete Handlungsanweisung, die es wunderbar umsetzen kann. Denkt an die negativen Gedanken zurück. Hier wirkt beides. Ein negativer Gedanke und ein negatives Zielbild.
Ähnlich schwierig ist es, wenn wir mit wenig konkreten, sehr schwammigen Zielformulierungen und -bildern arbeiten. Wenn ein Elfmeter-Schütze vor dem Schuss ein „Der Ball muss rein!“ im Kopf hat, kann unser Gehirn damit leider nichts anfangen. Was heißt denn das? Welcher Muskel muss dafür aktiviert und vom Gehirn angesteuert und gelenkt werden?
Schon Boris Becker -einer der ersten, der öffentlich bekannt machte, dass er mit Methoden des Mentalen Trainings arbeitete- sagte einmal in einem Interview, dass er keine „Matchbälle abwehren“ könne, aber was er könne, sei „einmal mehr den Ball in das Feld des Gegners zu spielen“. Da ist der Unterschied! „Matchball abwehren“ oder „einmal mehr den Ball in das Feld des Gegners spielen“. Die zweite Formulierung ist konkret! Eine konkrete Handlungsanweisung! Ähnlich unscharf wäre „Ich schwimme schnell.“ Konkreter wäre: „Ich schwimme 200F in 1:50 oder schneller.“
Hilfreich können dann noch positive Bilder sein. Stellt Euch vor, wie es aussieht, wenn Ihr Euer Ziel erreicht! Am besten nehmt Ihr alle Sinne dazu! Was seht Ihr, was fühlt Ihr, was hört Ihr, was riecht Ihr, was schmeckt Ihr? Je konkreter Ihr Euch das vorstellen könnte, desto besser weiß das Gehirn, was es machen soll.
Also, unser Gehirn braucht positive und konkrete Bilder und Handlungsanweisungen!
„If you can dream it, you can do it!”